Von Blumenzwiebeln und kindlichem Entzücken
AUF INS ABENTEUER
Wer liebt sie nicht: Die ersten Boten, die den Frühling ankündigen.
Schwaden an süßlichen Düften, die durch das Zimmerfenster wabern, oder die beschwingten Köpfe der Tulpen, die grazil nach den ersten Frühlingsschauern durch den Garten tänzeln.
Es sind (auch für mich) Momente in denen ich mich beim Träumen ertappe: Ja, natürlich weiß ich, dass die Zwiebeln selbst gesetzt sind, Stück für Stück, doch vergesse ich das für eine Prise Überraschung und Entzücken gerne an dieser Stelle.
Sobald spätestens im Mai und Juni die letzen der Blumenzwiebeln aus den Trögen oder Beeten spitzen und für das “Zwiebelsaisonfinale” sich in Schale werfen, habe ich vergessen welche Sorte ich eigentlich wo gepflanzt habe. Eigentlich beginnt dieses “Vergessen” schon wesentlich früher, nämlich spätestens eine Woche nach dem Einpflanzen. Rechnet man dann noch die vergangenen Jahre hinzu, in denen man immer wieder neue Schätze setzt, kann man sich besonders Wundern im Frühjahr. Klar kann man (aus deutscher Konditionierung heraus) das nun als “schusselig” bezeichnen, oder aber auch als Zauberkunst, denn sobald sich die Zwiebeln in meinen Händen beim auspflanzen im Oktober mischen, fängt die eigentliche Freude an.
WENN DER ZUFALL RUFT
Und genau den lade ich selbst so gerne in den Garten: Nichts geht über einen entzückten, innerlichen (okay, oft auch ganz schön Lauten, ganz sichtlich hörbaren) Freudenschrei, wenn man ein ganz besondere Form oder Farbe entdeckt, die einen für den Moment den Atem raubt und so richtig schön in die Präsenz holt.
Der Alltag und das Wintergrau: Ade.
Diese Methode mache ich mir gerne zu nutzen: Manchmal nicht nur bei Blumenzwiebeln, sondern auch bei Ein-und-Zweijährigen die durch meine Töpfe (auf dem Balkon) wandern dürfen.
Das bedeutet aber nicht, dass die Gestaltung kein Beachtung findet:
Ganz im Gegenteil.
AUGENSCHMAUS
Es wäre fatal, einfach so, ohne jegliche Begrenzungen Farben, Formen und Texturen in den Garten zu holen: Wobei ich gerade, als ich diese Zeilen schreibe, an diese “Nicht-Gestaltung” als Prinzip denken muss.
Gedanke beiseite, zumindest für den Moment : Im Fall “Frühjahrsblüher” gibt es natürlich auch Leitgedanken, die die Gestaltung ausmachen, von den Standort und Wuchs-Bedingungen (die immer, und ich betone das: immer beachtet werden) einmal abgesehen. Als Gestalter merke ich immer mehr, dass bestimmte Elemente Prioritäten für mich selbst haben:
01 — BLÜTEZEIT
Auf jeden Fall solange, wie möglich! Idealerweise von Januar bis in den späten Sommer (August) hinein. Gut dann beginnen die “Frühsommerblüher” mitzuspielen, zählen für mich aber (und für viele andere Gärtner*innen) zu Blumenzwiebeln dazu.
02 — FARBENSPIEL
Wohl das begehrteste sind harmonische Farbklänge die sich sanft durch den Garten ziehen, sich mit den anderen Gesellen in den Gärten zu einer wahren Symphonie zusammenfügen. Ich persönlich liebe es das gesamte Farbspektum zu bedienen. Ob das nun als Farbnuancen und weiche Übergänge sind, oder als klare Kontraste entscheide ich jede Saison neu. Ist man romantisch veranlagt, was das Bild von Tulpen, Narzissen und anderen Frühlingsboten betrifft, wählt man vielleicht öfter mal die Harmonie.
03 — FORMGEBER
Nach der Farbe kommt die Form. Nun könnte man, wenn man starke Kontraste (hell/dunkel oder komplementär) nutzt, alles in ähnliche Formen packen wie zum Beispiel Lilieförmige Tulpen oder aufstrebende Rispen um den Kontrast etwas zu besänftigen. Wählt man, so wie ich dieses Jahr, ein in sich stimmiges Farbkonzept, so macht es Freude so viele unterschiedliche Formen zu kombinieren, wie möglich. Dadurch entsteht ein bisschen Spannung und Dynamik, die sonst bei zu sanften Farben verlogen gehen würde. Je nach Gusto.
04 —SCHNITT
Der Florist in mir, sehnt sich natürlich nach der Farbe und der Form nach der Möglichkeit die blühenden Schönheiten auch ins Haus zu holen. Daher gleich lieber mehr Zwiebeln bestellen, damit im Garten und in der Vase welche zu finden sind. Hier bieten sich auch natürlich Blumenzwiebeln an die Jahr für Jahr Tochterzwiebeln bilden uns sich so sichtlich vermehren wie zb. Fritillaria uva-vulpis oder auch viele Narzissen Arten. Im Vergleich dazu die Tulpen, die nach dem Schnitt leider oftmals als Zwiebel im kommenden Jahr nicht mehr so Stark oder Üppig blühen.
WILDES VERSAGEN
Sobald also die “richtige” Mischung, zumindest für die kommende Saison, steht geht es ans Pflanzen und dafür gibt es auch, neben der Zwiebelgröße und dem Standort ein paar Dinge zu beachten:
Generell pflanzt man die Zwiebeln etwa 1,5x so tief wie ihre eigentliche Größe. Egal ob in Topf oder Beet: Auf Balkonien und kann man sich mit unterschiedlichen Größen auch die sogenannte “Zwiebellasagne” zu eigen machen, vor allem wenn man begrenzten Platz hat. Kommen wir zu dem viel wichtigerem: Das Gießen.
Nachdem ich dieses Jahr alle Blumenzwiebeln (bis auf die 12 Stück, die ich in den Garten meiner Mutter gepflanzt hatte) glorreich an das Verrotten verloren habe (also vor allem auch die in Töpfen, die ich für diese Saison fotografieren wollte) durfte ich mir eingestehen, dass ich vielleicht etwas (definitiv) zu viel gegossen hatte.
Daher hier nun die “theoretischen” Tipps, um genau das zu vermeiden.
DRAINAGE
keine der Zwiebeln (bis auf manche Fritillarien) mögen Staunässe, also dringend für eine passende Drainage sorgen.
VLIES
vor allem bei Narzissen (!) sollten Tröge und Töpfe mit Vlies verkleidet sein, damit sie gut insultiert sind, denn die Schönheiten vertragen Temperaturextreme nur wenig.
Vor allem, wenn die Töpfe aus Metall, Kupfer o.Ä. sind. (Ja sogar bei Tontöpfen macht es Sinn, da wir immer mehr Temperaturextreme im Frühjahr erleben)
FEUCHT
darf die Erde beim Setzten im Herbst, damit das Wurzelwachstum angeregt wird.
WINTERNÄSSE
damit die Blumenzwiebeln in ihrer Töpfen auch gut vor Witterung geschützt sind sollten sie nicht den winterlichen Regenfällen ausgesetzt sein, denn dann kann es oft zu Staunässe führen.
GIESSEN
sollte man nur um die Erde auch etwas feucht zu halten. Daher ist die Drainage und das vorsichtige (!) gießen unabdingbar, wenn man seine Kulturen behalten will.
MÄUSE
und andere Nager graben sie gerne aus. Dafür lohnt es sich, so wie wir es damals in den englischen Gärten gemacht haben, die Töpfe mit Hasendraht zu schützen (Ja der Draht sollte an den Topfinnenseiten mehr wie 5cm unter die Erde gehen)
Auf gehts in den Endspurt:
ZULETZT
gibt es vor allem nichts spaßigeres als die vorher ausgewählten Sorten bunt durcheinander zu mischen und zu setzten.
Hier darf auch der Zufall einziehen, in dem man Hand für Hand die Blumenzwiebeln locker auf den Boden oder in die Töpfe wirft. Das gibt die “natürlichste” Anordnung und verschafft so noch mehr Spaß, wenn man sich schon wundern darf, was genau und vor allem wo auftaucht.
Und ja, weil es so viel Spaß macht, darf man ruhig am nächsten Tag nochmal einen Streifzug durch den Garten oder den Balkon machen um zu schauen ob man auch wirklich alle eingepflanzt hat.
ZIWEBELMANIE
Wie das Kind im Süssigkeitenladen schlage ich also die Katalogeder unzähligen Gärtnereien auf und komme aus dem Staunen ganz nicht mehr heraus. Farben, Formen und eine Flut an Trillionen-Milliaren-Hundertfach-Vielen Möglichkeiten schwirren durch den Kopf:
Nach gefühlten 3 Wochen ist es geschafft: eine Auswahl steht im Warenkorb, nur um vielleicht wieder überworfen zu werden, weil dort doch och so besonders Schöne Tulpen zu finden sind.
Nun, kennen wir alle. Deswegen habe ich mir auch dieses Jahr wieder die Freude gemacht zwei besondere Blumenzwiebel-Mischungen zusammenzustellen mit einer Blütezeit von Februar-Juli mit ganz entzückenden und besonderen Sorten.
Für all die Romantiker*innen gibt es “The Romantic” als kleine Mischung mit einem Hauch England und für all die Schatzsucher gibt es “The Collectress” eine große Mischung mit ganz vielen spektakulären Narzissen und den ein oder anderen Raritäten.
Ab dem 31. August können sie Vorbestellt werden und werden dann Ende September verschickt. Mehr Infos zu den Sorten und den Inhalten gibt es im Shop.
Ich verkrümel mich mal zwischen die Saatgutkataloge für die Ein-und-Zwei-Jährigen.
Bis Bald,
Sebastian